Guinea-Bissau – roter Staub und weißer Strand

Nach der doch sehr angenehmen Erfahrung mit der zweiten Ausreise aus dem Senegal machten wir uns auf den Weg zur Grenzstation von Guinea-Bissau. Wir hatten im Vorfeld kein E-Visa beantragt und mussten dies daher vor Ort erledigen. Der freundliche Beamte forderte zunächst 110 US-Dollar, was uns sogar recht günstig erschien. Als ich mit dem Geld zurückkam und ihm die 110 US-Dollar übergab, verdoppelte sich der Betrag plötzlich auf 220 US-Dollar. Den ersten Teil des Geldes ließ er kurzerhand in seiner Tasche verschwinden.

Daraufhin zeigte ich ihm die offizielle Webseite zur Beantragung des E-Visums. Dort waren rund 65 Euro pro Visum angegeben, also etwa 130 Euro für uns beide. Nach einigem Hin und Her gab er sich schließlich mit 160 US-Dollar zufrieden, was umgerechnet etwa sechs Euro mehr als der offizielle Betrag war. Zwei Minuten später hielten wir unsere Pässe mit den Visa in den Händen.

 

Frohgemut machten wir uns anschließend auf die Suche nach einem SIM-Karten-Verkäufer. Geld zu wechseln war zum Glück nicht notwendig, da hier, wie auch im Senegal, der XOF verwendet wird. Der XOF, auch CFA-Franc genannt, ist fest an den Euro gekoppelt und wird von acht westafrikanischen Ländern genutzt. SIM-Karten gab es allerdings erst im nächsten größeren Ort, was uns direkt zum nächsten auffälligen Punkt führte: dem Zustand der Straßen.

Die Straßen bestehen aus einer Mischung von Teerfragmenten und Schlaglöchern, meist beidseitig flankiert von roten Pisten. Die meisten Autos fahren daher entweder mit einem oder gleich mit beiden Rädern auf der Piste, da dort zumindest ein halbwegs zügiges Vorankommen möglich ist. Für uns Radfahrende bedeutete das, soweit wie möglich im Slalom um die Schlaglöcher herumzufahren. Auf diese Weise gehörte die eigentliche Straße meist uns und ein paar weiteren Zweiradfahrern allein. Streckenweise wurden jedoch auch wir auf die Piste gezwungen, eine staubige Angelegenheit. Der feine rote Staub legte sich auf Haut, Kleidung und Gepäck und ließ unsere Farbe zunehmend mit der der Umgebung verschmelzen.

 

Die Landessprache in Guinea-Bissau ist Portugiesisch, und statt eines „bonjour“ riefen die Kinder nun „branco“. Wir fuhren durch ausgedehnte Cashew-Wälder, in denen wir immer wieder riesige Termitenhügel entdeckten. Am Ende unserer Etappe erreichten wir Ingoré, eine Kleinstadt ohne fließendes Wasser und ohne dauerhafte Stromversorgung. Unser Zimmer entpuppte sich als recht dunkles Loch, und erst am Abend, als für ein paar Stunden der Strom funktionierte, konnten wir überhaupt erkennen, wo wir gelandet waren.

Am folgenden Tag ging es weiter nach Bissau, der Hauptstadt Guinea-Bissaus. Etwa fünfzehn Kilometer vor der Stadt begann plötzlich eine dreispurige Straße ohne Schlaglöcher, ein wahrer Genuss, endlich einmal entspannt über Asphalt zu rollen. Wie erwartet nahm der Verkehr jedoch rasch zu und wurde zunehmend chaotisch, und unsere ohnehin staubgeplagten Lungen bekamen zusätzlich noch eine ordentliche Portion Dieselruß ab.

Eine weitere sehr auffällige Veränderung betraf das Angebot an alkoholischen Getränken. Selbst dort, wo es weder Strom noch Wasser gab, durfte eine Bar nicht fehlen. Abends saßen die Menschen zusammen, genossen einen Caipi oder ein Bier, ein Bild, das wir in dieser Form seit Spanien nicht mehr erlebt hatten.

Nach einer Nacht im Zentrum von Bissau, unweit des Präsidentenpalastes, buchten wir die Fähre nach Bubaque, einer Insel im Bijagós-Archipel. Dort wollten wir fünf Tage bleiben und ein wenig Strandurlaub machen. Doch zunächst mussten wir überhaupt auf die Fähre kommen. Der Pier war proppenvoll mit Menschen und allerlei Ladung, einschließlich eines Sarges, der ebenfalls mit auf die Insel sollte. Unsere Räder wurden von hilfsbereiten, oder besser gesagt auf einen größeren Obolus eines Weißen spekulierenden, Trägern an Bord gehievt und auf dem Vorschiff verstaut.

 

Das Gedränge auf dem Unterdeck war unglaublich. Da es nicht für alle Sitzplätze gab, lagen und standen die Passagiere überall, ein Durchkommen war nahezu unmöglich. Damit keine Langeweile aufkam, versorgten sich viele gleich an der trotz der Enge eingerichteten Bar ausreichend mit Getränken.

Nach vier Stunden erreichten wir Bubaque ohne Zwischenfälle, doch nun begann das Entladen. Über einen Steg konnte man das Schiff verlassen, über einen zweiten wieder betreten. Nach dem erfolgreichen Transport eines Fahrrads vom Schiff herunter musste man sich am zweiten Steg erneut anstellen. Das Ganze für Räder und Gepäck in Summe viermal, ihr könnt euch vorstellen, wie lange das gedauert hat.

   

Unsere Lodge lag zum Glück nur fünf Minuten vom Hafen entfernt und war wirklich sehr schön. Auf Bubaque gab es mehrere traumhafte Strände, meist menschenleer und höchstens von ein paar Kühen besucht. Wir genossen das Nichtstun ebenso wie die hervorragenden Gerichte unseres spanischen Gastgebers. Nach fünf Tagen ging es zurück nach Bissau. Diesmal war die Fähre kaum belegt – es war der 24. Dezember.

Viel Spaß beim Anschauen der Fotogalerie. Hinweis: Einfach ein Bild der Galerie anklicken, dann erscheinen die einzelnen Bilder größer.

2 Kommentare
  1. Mario
    Mario sagte:

    Hammerbilder!
    Es ist zwar total doof, aber verantwortungsvoll, dass Ihr einen Zwischenstop in D einlegen müsst, aber ich freue mich trotzdem, dass Ihr heute Abend zu uns kommt !!!
    Guten Flug !

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  2. Ursel
    Ursel sagte:

    Hallo Ihr Lieben,
    das tut mir sehr leid, dass euer Abenteuer jäh unterbrochen wird. Das zu Hause was passieren kann, was eine Rückkehr erfordert hätte ich ganz ehrlich viel früher erwartet. Ich war erstaunt, dass ihr nun schon 6 Monate unterwegs seid und nichts eingeschlagen hatte. Doch diese Zeit hattet ihr, ein Beispiel auch für mich dass man niemals unabkömmlich ist. Ich drücke euch, hoffe dass ihr in der Kälte und in der Situation die euch erwartet gut ankommt. Die gespeicherte Sonne und bunten Bilder in euren Herzen sollen euch Kraft geben. Ganz liebe Grüße Ursel

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