Marokko – ankommen und hart landen

Nach einer kurzen Überfahrt erreichten wir Tanger – jene Stadt, die ich nach einer ziemlich üblen Erfahrung vor vielen Jahren eigentlich nie wieder betreten wollte. Doch diesmal kam alles anders, und wir wurden wirklich positiv überrascht.

Unser Plan lief reibungslos: Zuerst Geld am Automaten abheben, dann zu Orange und Maroc Telecom, um zwei lokale SIM-Karten zu besorgen, und schließlich hinein in die Medina zu unserem gebuchten Dar. Ein Dar ist ein traditionelles Haus mit Innenhof; ein Riad dagegen verfügt über einen größeren, oft begrünten Innenhof. Die Zimmer, Türen und Fenster sind dabei stets zum Innenhof hin ausgerichtet.

Der Weg durch die engen Gassen der Medina mit unseren vollbepackten Räder, war ein kleines Abenteuer für sich. Doch schließlich erreichten wir unser Ziel wohlbehalten. Die Fahrräder wurden entladen und anschließend durch einen schmalen Gang ins Haus gebracht, wo sie neben der kleinen „Rezeption“ ihren Platz fanden.

Am Abend genossen wir unser erstes marokkanisches Essen in einem kleinen Restaurant und machten uns danach an die Feinplanung unserer bevorstehenden Tour. Aufgrund zahlreicher positiver Reiseberichte entschieden wir uns, zunächst nicht der Küste zu folgen, sondern einige Sehenswürdigkeiten und Städte im Landesinneren zu besuchen.

Unser erster Reisetag führte uns in Richtung Tétouan. Die gesamte, von Komoot geplante Strecke erschien uns mit über 80 Kilometern und rund 1.400 Höhenmetern allerdings etwas zu ambitioniert für den Auftakt. Deshalb wollten wir unterwegs in einem kleineren Ort übernachten.

Schon wenige Kilometer außerhalb von Tanger bogen wir auf eine Nebenstraße ab. Mit der zunehmenden Hitze wurden auch die Steigungen anspruchsvoller. Teilweise blieb uns nichts anderes übrig, als zu schieben. Leider waren auch die darauffolgenden Abfahrten so steil und die Straßen so schlecht, dass wir nur langsam vorankamen.

Als wir schließlich einen größeren Ort erreichten, stellten wir ernüchtert fest, dass es dort keine Möglichkeit zur Übernachtung gab. Die einzige Empfehlung lautete: „Noch etwa 25 Kilometer weiter bis Tétouan.“ Zum Glück fanden wir eine Route entlang eines Flusses – fast ohne Steigungen, dafür mit kräftigem Gegenwind.

Endlich in Tétouan angekommen, machten wir uns in der Medina auf die Suche nach unserem Riad. Kein Navigationssystem kannte die Adresse, doch ein freundlicher Passant führte uns schließlich zu einer schmalen Gasse, an deren Ende ein grünes Stahltor ohne jede Beschriftung stand – der unscheinbare Eingang zu unserem „Hotel“.

Nach einem kurzen Abendessen fielen wir erschöpft, aber glücklich, in unserem schönen Zimmer ins Bett und schliefen tief und fest.

Am zweiten Tag stand die Etappe nach Chefchaouen auf dem Plan – und das bedeutete zunächst einmal 40 Kilometer bergauf. Die Steigung war zwar moderat, aber stetig. Kaum hatten wir Fahrt aufgenommen, lernten wir ein Wetterphänomen kennen, das uns inzwischen völlig fremd geworden war: Regen.

Tatsächlich mussten wir unsere Regenklamotten aus den Tiefen der Taschen hervorkramen und uns damit abfinden, den langen Anstieg von innen und außen feucht zu bewältigen. Trotz des Wetters genossen wir die Landschaft und die immer wieder auftauchenden kleinen Dörfer, die uns aber leider nur sehr beschränkte Einkaufs- und keine Essensmöglichkeit boten.

Am dritten Tag setzten wir unsere Reise in Richtung Fès fort. Die Strecke führte durch einsame Gebirgslandschaften, vorbei an Olivenhainen und kleinen Flüssen. Unser Tagesziel war ein kleiner Campingplatz in Belotta mitten im Nirgendwo. Dort gab es zur Belohnung eine frisch gekochte Tajine und zum Frühstück Omlett mit Oliven.

Auch am vierten Tag ging es weiter Richtung Fès. Am späten Nachmittag landeten wir schließlich an einer Tankstelle bei M’kanssa. Dort durften wir das Zelt neben dem angeschlossenen Restaurant aufschlagen. Die „Dusche“ bestand aus einer Stehtoilette mit Eimer, aber immerhin gab es Wasser. Zum Abendessen servierte man uns ein Omelett und ein paar Oliven – nicht gerade ein Festmahl, aber Hauptsache ein paar Kalorien.

Am nächsten Morgen gab es erneut Omelett mit Oliven zum Frühstück, bevor wir uns wieder auf die Räder schwangen und die letzten Kilometer nach Fès in Angriff nahmen.

Die ersten fünf Tage waren mit all ihren Schwierigkeiten eine wirklich harte Landung. Die Straßen, der Staub, der überall herumliegende Müll, die Verständigungsprobleme, die Armut in den ländlichen Gebieten, das ungewohnte und spärliche Essen, die eingeschränkten Einkaufsmöglichkeiten und die beschränkten Übernachtungsmöglichkeiten stellten uns auf eine echte Bewährungsprobe.

 

1 Kommentar
  1. Eric Bégoc
    Eric Bégoc sagte:

    Hallo ihr beiden,

    ich lese eifrig eure Berichte mit den schönen Bildern. Es sind tolle Eindrücke die ihr hier teilt und auch wenn die Strecke beschwerlich ist (bleibt?), wird das hoffentlich weiterhin mit tollen Erlebnissen belohnt! Ich drücke euch die Daumen, dass auch auf den nächsten 5000km die Pannen ausbleiben und ihr gut weiterkommt!

    Liebe Grüße aus dem herbstlichen Karlsruhe
    Eric

    Antworten

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar zu Eric Bégoc Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert