Zurück in Spanien – diesmal ganz im Süden, in Andalusien.
Kaum angekommen, bringt uns die Zeitumstellung erstmal etwas aus dem Rhythmus. Eine Stunde Unterschied – klingt harmlos, oder? Aber irgendwie fühlt sich alles verschoben an. Die Sonne geht erst nach acht auf, und abends machen die Restaurants erst um halb neun Uhr auf.
Durch die vielen Sumpfgebiete und Flussmündungen können wir leider nicht direkt am Meer entlangfahren. Immer wieder zwingen uns Umwege durchs Hinterland. So richtig bewusst wird uns das kurz vor Huelva: Wir landen auf einem fast leeren, herrlich ruhigen Campingplatz in Meeresnähe. Vor uns liegt das riesige Naturschutzgebiet Parque Nacional de Doñana. Für Autos und Fahrräder ist der Park gesperrt, nur am Rand, über den Sandstrand, dürfen wir weiter.
Auf dem Strand kommt man nur während etwa zwei Stunden vor und nach der Ebbe halbwegs gut voran. Die Tidezeiten liegen zum Zeitpunkt unserer geplanten Fahrt außerhalb der Öffnungszeiten des Nationalparks. Das heißt für uns: Kein Strandabenteuer, sondern ein großer Umweg durchs Landesinnere.

Auf unserem Umweg passieren wir eine beeindruckende Saline und bewundern herumstehende Flamingos in den Becken. Dann lassen wir Huelva hinter uns und tauchen langsam ins ruhigere Hinterland ein. Irgendwann endet die Straße im sprichwörtlichen Nirgendwo und genau dort finden wir ein kleines alternatives Camp. Einfach, aber herzlich. Wir werden sofort freundlich empfangen.

Unsere weiteren Tage bestehen größtenteils aus weiten, eher eintönigen Landschaften und es ist richtig heiß. Die Sonne brennt gnadenlos auf uns herab und selbst kleine Schattenstellen sind nur selten auszumachen.
In Dos Hermanas erleben wir einen kuriosen Moment: Abends im Restaurant wird unsere Pizza von einem Roboter serviert, dabei haben wir die Bestellung noch ganz analog aufgegeben. Technik, die gleichzeitig beeindruckt und verwirrt!
In El Cuervo de Sevilla müssen wir mangels Campingplatz auf ein Hotel ausweichen. Von dort geht es weiter über Jerez de la Frontera nach Chiclana de la Frontera. Auf der Campingwiese angekommen, sehen wir nur ein Zelt stehen – unseres. Absolute Ruhe, völlige Einsamkeit, einfach perfekt für eine Nacht unter dem weiten Himmel Andalusiens.

Am nächsten Tag sehen wir endlich wieder das Meer! Der Radweg ist wunderschön ausgebaut und führt uns durch schattige Pinienwälder, vorbei an einigen Golf-Resorts und zahlreichen verschlossenen Ferienvillen. Das Blau des Atlantiks begleitet uns dabei immer in Sichtweite – ein herrliches Gefühl nach den langen Umwegen durchs Landesinnere.
In Zahara de los Atunes schlagen wir zum vorerst letzten Mal auf europäischem Boden unser Zelt auf. Unser Ziel und Fährhafen, Tarifa, ist nur noch 30 Kilometer entfernt. Nur 30? Die haben wir uns hart erkämpft: Extremer Berganstieg, weiter über Stock und Stein, bis wir schließlich die Räder über einen Zaun hieven müssen.

Das Vorankommen wird zusätzlich durch heftigen Gegenwind zur zähen Angelegenheit – Windstärke 45 km/h. Immer wieder zwingen uns seitliche Böen zum Anhalten, damit wir nicht entweder auf die Fahrbahn oder in den Straßengraben gepustet werden. Radfahren wird hier zur echten Balanceübung!
Und dann: Ankunft in Tarifa! Wir bleiben zwei Tage, genießen die zum Zimmer gehörende Dachterrasse, lassen die Beine baumeln und tanken Kraft. Während wir den Wind beobachten, rüsten wir uns für die nächste Etappe: Marokko wartet.

Adios España !
Um nach Galizien zu gelangen, muss man als Wandernder oder Radfahrender die Brücke über die Bucht von Ribadeo bzw. den Grenzfluss Eo überqueren. Das klingt zunächst unspektakulär, ist in Wirklichkeit aber nichts für schwache Nerven. Der schmale Weg, kaum einen Meter breit, wurde an die rund 500 Meter lange Autobahnbrücke „angeheftet“. Links rauschen in nur einem Meter Entfernung die großen LKWs vorbei, rechts schützt lediglich ein sehr niedriges Geländer. Mein Lenker und sogar mein Sattel ragten höher hinaus als diese dürftige Sicherung. Dazu wehte ein kräftiger Wind. Ich, der normalerweise NIE absteigt, habe es hier doch vorgezogen zu schieben.

Der gruselige Weg über den Eo

Noch lacht Katrin …

Entlang der Nordküste ging es weiter bis nach O Barqueiro, dem nördlichsten Punkt unserer Reise durch Spanien. Bei Cedeira, unserem nordwestlichsten Ziel, verbrachten wir nach vielen Wochen erstmals eine Nacht in einem Hotel – und was für einem: Petra und Manuel haben sich hier in den Bergen vor neun Jahren ein altes Haus gekauft, liebevoll restauriert und mit sechs Katzen zu einem gemütlichen Zuhause gemacht, das sie nun auch mit Gästen teilen. Es war unser letzter Tag, bevor wir die Richtung wechselten: Von nun an führte uns der Weg nicht mehr nach Westen, sondern nach Süden.
Kaum hatten wir die Richtung gewechselt und die Berge hinter uns gelassen, wurde es spürbar wärmer. Den ersten Abend in Richtung Süden verbrachten wir auf einem Campingplatz mit gleich zwei Stränden und erlebten dort einen traumhaften Sonnenuntergang an der Westküste.

Am nächsten Tag erreichten wir A Coruña – endlich wieder städtische Infrastruktur. Und wieder einmal ein Hotel: vier Sterne, ein riesiges Bett, in dem wir uns beinahe verloren haben.


Als nächstes Etappenziel lockte der Praia de Baldaio, ein endlos weiter Sandstrand, bevor es am nächsten Tag rund 1000 Höhenmeter und 65 km bis hinauf nach Santiago des Compostela ging. Wir sind zwar keine Pilger im eigentlichen Sinne, doch nach so vielen „buen camino“ unterwegs und so vielen gemeinsam geteilten Kilometern, fühlte sich dieser kleine Umweg für uns fast wie eine Pflicht an. Die Zahl der Besucher war überraschend gering, und so schafften wir es tatsächlich, gleich morgens um 7:30 Uhr die Kathedrale zu besuchen.

Von Santiago aus ging es entspannt bergab zurück an die Küste. Der Camino ließ uns nicht los – oder wir ihn nicht –, denn nun folgten wir dem Camino Portugués. Die Zahl der Pilger überraschte uns, ebenso der auffallend hohe Anteil deutscher Wandernder. Ganze Gruppen kamen uns entgegen, manche sogar klassische Wanderliedern singend.
Bei Cangas setzten wir mit der Fähre nach Vigo über und folgten weiter der Küste Richtung Portugal. Zwei stürmische Tage später erreichten wir schließlich bei A Guarda, den Grenzort zu unserem dritten Reiseland. Nur eine kurze Fährfahrt trennte uns von Portugal – doch das Schiff lag defekt und nutzlos am Strand auf dem Trockenen.

Zum Glück gab es eine pragmatische Lösung: Ein kleines Taxiboot pendelte zwischen den Ufern und brachte Pilger, Touristen und auch uns sicher auf die andere Seite.

Auf Wiedersehen, Spanien……
Morgens, gegen 07:30 Uhr, meldet sich das Handy. Spätestens nach dem dritten Snooze bewegen wir unsere müden Glieder: Aufsitzen, Recken, Strecken, Rücken beugen. Mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team: Während Matthias die Räder startklar macht, verpackt Katrin Schlafmatten und Schlafsäcke. Nach dem Zeltabbau sind wir bereit zur Abfahrt.
Der Campingplatz liegt noch still da, die meisten schlafen tief und fest. Nur wir wuseln leise herum – und je nach nächtlichem Geräuschpegel hätte man manchmal große Lust, die Morgenruhe mit einem lauten Aufschrei zu durchbrechen…
Meist starten wir ohne Frühstück gegen 08:30 Uhr.
Das erste Ziel: eine Panaderia oder Cafeteria. Manchmal sind es nur zehn Minuten Fahrt, manchmal aber auch einige Höhen- und Kilometer. In dieser Phase sollte man Katrin besser nicht ansprechen.
Gestärkt mit einem Cafe con Leche, Croissant oder Ähnlichem sowie frisch gepresstem O-Saft geht es weiter. Die Oberschenkel brennen bis sie endlich warmgelaufen sind. Schmerz, lass nach.
Der 11:00-Uhr-Snack – ein am Morgen erstandenes Süßstück – wird meist gegen 12:00 Uhr einverleibt.
Der Inhalt einer der Vorderradtaschen von Matthias entscheidet, ob für das Mittagessen eingekauft werden muss. Etwa jeden zweiten Tag muss Nachschub her. In dünn besiedelten Gegenden ist sorgfältige Planung unerläßlich.
Gegen 13:30 Uhr, nach maximal 30–40 Kilometern, suchen wir einen Platz für die Mittagspause – oft gar nicht so einfach. Beliebt sind Kirchenvorplätze, Parks oder Bushaltestellen. Ein großes, gut gehegtes Stück Papier dient als Tischdecke. Darauf findet sich ein bunter Mix: Brot, Käse, Oliven, Gemüse, Avocado, Apfel, Banane oder was der Supermarkt gerade bzw. überhaupt im Angebot hat.

Danach liegen noch etwa ein Drittel der Tagesetappe vor uns. Da dieser Bericht nur den „ganz normalen Alltag“ schildern soll, sparen wir Landschaftseindrücke bewusst aus.
Nach Ankunft, Zeltaufbau und Waschritualen stellt sich die immer gleiche Frage: Abendessen. Gibt es etwas in der Nähe – zu Fuß erreichbar? Oder kochen wir selbst? Am besten ist die Entscheidung bereits vorher gefallen, sonst gibt es zur Not Nüsse oder Brot aus dem Vorrat. Geht auch.

Die Planung für den nächsten Tag steht noch auf der To-Do-Liste: Wohin? Wie weit? Wo einkaufen? Wo frühstücken? Zum Glück gibt es Google Maps & Co.
Und dann liegen wir schließlich gemütlich in unserem Zelt-Zuhause – müde, aber zufrieden. Wer nun an ruhiges Einschlafen denkt, täuscht sich. Jetzt lernen wir erst einmal unsere Zeltnachbarn kennen. Je nach Geräuschpegel schmieden wir zwar leise Rachepläne für den nächsten Morgen … aber irgendwann siegt doch der Schlaf.
Nachdem wir das schöne Baskenland hinter uns gelassen hatten, fiel uns dies zunächst vor allem an zwei Dingen auf: Zum einen fehlten die zusätzlichen baskischen Bezeichnungen auf Ortsschildern und Speisekarten, zum anderen verschwanden die im Baskenland nahezu allgegenwärtigen Plakate und Graffiti, mit denen für die angestrebte Unabhängigkeit geworben oder demonstriert wurde. Ein spürbarer Vorteil ergab sich zudem in ganz praktischer Hinsicht: Die Speisekarten waren nun nur noch in einer Fremdsprache verfasst und damit deutlich leichter zu übersetzen und zu verstehen.
Parallel dazu änderte sich auch die Gesamtsituation spürbar. Es wurde zunehmend voller – an den Stränden, in den Städten und vor allem auch auf den Campingplätzen. Hotels oder andere feste Unterkünfte waren zu erschwinglichen Preisen überhaupt nicht mehr zu bekommen. Wir näherten uns unübersehbar der „very high season“, was für uns bedeutete, spätestens um 15 Uhr am jeweiligen Tagesziel einzutreffen und dort noch mindestens drei Campingplätze zur Auswahl zu haben. An einem Tag konnten wir erst beim vierten Campingplatz unterkommen, wo uns zwei Plätze in einem für Pilger vorgesehenen Schlafsaal angeboten wurden. Wir nahmen dieses Angebot überglücklich an – zumal wir das Glück hatten, den mit Stockbetten ausgestatteten Raum ganz für uns allein zu haben.
Die Landschaft und die Strände entlang der Küste präsentierten sich in ihrer ganzen Schönheit, und während im übrigen Spanien eine extreme Hitzewelle herrschte, waren die Temperaturen hier im Norden für unsere Radtour nahezu ideal. Zum Baden allerdings war es oft eher kühl. Von den gleichzeitig wütenden großflächigen Waldbränden bekamen wir so gut wie nichts mit. Nur an einem Abend wehte der Wind etwas kalte Asche über die Berge bis zu uns, sodass unser Zelt am nächsten Morgen mit vielen kleine Ascheflocken überzogen war.
Unsere Route führte uns weitgehend entlang des nördlichen Jakobsweges, des „Camino de Santiago del Norte“. Immer wieder wurden wir freundlich mit einem „Buen Camino“ gegrüßt und zeigte uns dass wir auf dem richtigen Weg waren 🙂
Unsere Route verlief größtenteils entlang des nördlichen Jakobsweges, des „Camino de Santiago del Norte“. Unterwegs wurden wir regelmäßig mit dem traditionellen Pilgergruß „Buen Camino“ gegrüßt und dies bestätigte uns auch ohne Navigation, dass wir uns auf dem richtigen Weg befanden.
Heute haben wir den nördlichsten nordwestlichsten Punkt unserer Route auf der iberischen Halbinsel erreicht. Die Nordwestecke von Spanien ist sehr zerklüftet und es ist sehr schwierig einen Punkt auszumachen.
Für uns war Cedeira (43.6607861, -8.0537698) dieser Punkt und ab jetzt geht es für uns statt nach Westen in den Süden. Der Tacho zeigt mittlerweile 2570 km.

Der nördlichste Punkt war wie sich im Nachhinein herausgestellt hat „O Barqueiro“ (43.73676837397078, -7.705706181712261).
Heute ist Freitag, Maria Himmelfahrt und hier Feiertag – ein langes Wochenende lädt zum Strandbesuch. Blöde nur dass auch noch andere auf die Idee kommen 😀.
Bereits auf unserer Etappe heute herrschte Hochbetrieb auf den Straßen. Zum Glück fuhr die kilometerlange Kolonne in unsere Gegenrichtung. Ein paar sind dann wohl doch Richtung unserem Ziel gefahren.
Schaut selbst und findet Katrin ….
Freue mich auf die Kommentare, Auflösung am 17.08.
Hier die Lösung: Klaus und Mario haben sie gefunden. Auf dem Bild links oberhalb des großen orangenen Sonnenschirm ⛱️.
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