Wir diskutieren, wo die Wüste eigentlich beginnt. Karg wurde es schon kurz hinter Agadir, wo uns die ersten Sandverwehungen auf der Straße begrüßten. Wir beschließen für uns: Ab Agadir beginnt die Wüste und bis zur mauretanischen Grenze liegen rund 1400 Kilometer vor uns. Zu bewältigen, auszusitzen, zu erleben, zu genießen. Mal sehen …

Von Agadir nach Aglou fahren wir auf der Route Nationale 1: laut, stinkig und heiß. Nach der Hälfte der Strecke führt uns das Navi auf eine Nebenstraße zurück zur Atlantikküste. Schlagartig umfängt uns Stille, Weite und ein Gefühl von Freiheit. Für uns: Der wahre Beginn der Wüste

Unser nächstes Ziel ist die kleine Küstenstadt Sidi Ifni. Rechts fällt die Steilküste des Atlantiks jäh ab, links erhebt sich das Gebirge des Antiatlas. Eine kurvige Strecke durch bräunliche Landschaften. Wir beobachten Gleitschirmflieger, die kurze Sinkflüge absolvieren, und fragen uns, worin hier wohl der Reiz liegt.

Spontan entdecken wir einen Hinweis auf einen malerischen Felsbogen, der ins Meer ragt. Wir rumpeln über eine Sand- und Steinpiste zur Küste – und werden tatsächlich fündig. Statt zum Strand hinabzusteigen, setzen wir uns auf zwei herumliegende Steine, mampfen Kekse, trinken Wasser und genießen einfach nur die Aussicht.

  

Tags darauf führt uns eine Straße über einen kleinen Gebirgszug nach Guelmim, einer ehemaligen Karawanenstadt. Die Aussicht über die Berglandschaften ist herrlich. In einem kleinen Dorf genießen wir einen marokkanischen Tee. Nach rund 60 Kilometern öffnet sich eine weite, kahle Ebene. Die Schwelle zur Sahara ist spürbar. Und dann, im Stadtkern, plötzlich pulsierendes Leben – kaum zu fassen.

Die 130 Kilometer nach Tan-Tan sind unsere erste richtig große Tagesdistanz. Die Siedlungen werden seltener, Anpassung ist nötig. Wir starten mit Sonnenaufgang und radeln, radeln, radeln. Der Verkehr nimmt ab, dafür das Gehupe, Gewinke und die Zeichen der Anerkennung zu. Immer wieder erleben wir große Offenheit und Herzlichkeit.

In Tan-Tan landen wir bei Aziz im Guesthouse – eine coole Socke. Wir treffen zwei weitere Radfahrer; Matthias erkennt am Dialekt sofort einen der beiden als Heilbronner. Von nun an begegnen wir immer häufiger Gleichgesinnten. Selten fahren wir gemeinsam, aber abends sitzt man zusammen: essen, denselben Campingplatz oder dasselbe Hotel teilen. Die Gespräche mit Marc, Eric, Maurice, Keno, Stephen und Julian drehen sich nicht nur ums Radfahren und sind eine wunderbare Abwechslung.

Über Akhfenir geht es weiter nach Tarfaya. Da starke Winde angekündigt sind, brechen wir früh auf. Doch am Nachmittag erreicht der Wind fast Orkanstärke, und für die letzten 30 Kilometer kämpfen wir über drei Stunden gegen den Wind. Am nächsten Tag soll es noch schlimmer werden – wir beschließen eine Zwangspause. Ruhetag! Super!

Kurz vor Laayoune erreichen wir das Gebiet der ehemaligen spanischen Kolonie Westsahara. Der Status ist bis heute umstritten, Marokko kontrolliert das Gebiet. Eine Lösung scheint in greifbarer Nähe zu sein. Laayoune wirkt überraschend modern, sauber und neu. Die marokkanische Regierung investiert sehr viel in diese Region und versucht mit allerlei Vorteilen Umsiedlungen zu fördern.

   

Beeindruckend sind die Stadttore, flankiert von überdimensionalen Tierstatuen wie Kamel, Emu, Delphin. Dahinter überbreite Boulevards, Gehsteige im Verfall und Laternen, die wie strammstehende Personen wirken. Skurril und faszinierend zugleich. Nach den vorherigen ärmlichen Orten wirkt Laayoune ein bisschen wie eine Stadt in den Golfstaaten: Festbeleuchtung, Shoppingtempel, Bioprodukte – sogar eine Filiale einer bekannten Fastfood-Kette

Nach einer Nacht im Zelt an einer Tankstelle erreichen wir Boujdour, wo wir von zwei Hamburgern, die mit dem Fahrzeug auf dem Weg nach Gambia sind, zum Bier eingeladen werden – dankend angenommen.

 

Dann beginnen die nächsten insgesamt 550 kilometerlangen Etappen ohne Siedlung. Wir übernachten an Tankstellen, nutzen unsere Schlafsäcke, meistern abenteuerliche sanitäre Bedingungen, essen Tajine, Omelette, Kekse, trinken Tee und literweise Wasser und lassen uns vom Rückenwind nach Süden tragen. Polizeikontrollen sind häufig, aber geben eher Sicherheit.

 

Die Landschaft wechselt ständig: Geröll, Fels, ruhige Dünen, lümmelnde Kamele, Sonnenauf- und -untergänge in Zauberfarben, mittags gleißende Hitze. Einmal zeigt der Tacho über 40 km/h – Asphaltflug! 200 Kilometer am Stück? Kein Problem.

Bir Gandouz, die letzte Stadt vor Mauretanien: Wir hoffen auf ein süßes Verwöhnteilchen. Stattdessen: Einzelne Häuserzeilen, Sand, Bauschutt, Müll – eine Stadt im Aufbau. Kein Luxus. Ich schäme mich meiner Erwartung.

Die letzten 88 Kilometer Marokkos führen nach Guerguerat. Geschäftiges Chaos, Auto- und LKW-Schlangen mitten im Nichts. Wir übernachten an der Grenze und gehören am nächsten Morgen zu den ersten.

Nach mehrfacher Gepäckkontrolle durch Hunde verlassen wir Marokko.

ENTRÉE – Police PM Tanger 09. Okt. 2025
SORTIE   – Police PF El Guerguarat 22. Nov. 2025

Zwischen den Staaten liegt ein Niemandsland – oder besser: eine Müllkippe. Die Straße endet, und man fragt sich, wie Stoßdämpfer das überleben. Der Einreiseprozess nach Mauretanien wirkt wie eine Schmierenkomödie: zehnfach Passkontrolle, ein „Fixer“, der uns durch chaotische Büros führt, Beamte, die gemütlich frühstücken. Am Ende, nach zwei Stunden, erhalten wir den Stempel auf unserem Ausdruck. Im Pass selbst kein Vermerk.

Nach weiteren Kontrollen dürfen wir einreisen.

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In Tamraght war es nach vielen unvollendeten Anläufen endlich soweit, wir buchten einen Surfkurs. Seit Bordeaux oder kurz danach, spätestens aber nach dem Aufenthalt bei Matilda und Jean, wollten wir einen Versuch wagen. Der Atlantik bietet mit seinen Wellen jede Menge Möglichkeiten. In den bisher besuchten Surf-Hotspots fehlte immer etwas, das Timing, die richtige Schule oder einfach der Mut, aber hier passte alles.

Unser Vermieter empfahl uns Abdelahh, und schon nach den ersten Minuten am Strand wussten wir: Besser hätten wir es nicht treffen können. Abdelahh, mit seinem ansteckenden Lachen und der Ruhe eines Menschen, der sein halbes Leben auf dem Surfbrett verbracht hat, erklärte uns geduldig jeden Schritt. Nach jedem Versuch sagte er genau, was wir gut gemacht hatten, wo der Fehler lag und wie wir es beim nächsten Mal besser machen konnten.

Und das Beste: Wir waren die einzigen beiden Teilnehmenden – zwei Schüler, ein Lehrer – Exklusivunterricht.

Nach dem ersten Tag gelang es uns zumindest ein paar Mal auf dem Brett zu stehen. Die Videos mit unseren perfekten Rides durch die Wellen sind leider irgendwo im digitalen Nirgendwo verschwunden, aber die nächste Gelegenheit kommt bestimmt. Surfen hat sich bereits nach den zwei Tagen als ein Sport mit massivem Suchtpotenzial entpuppt. Freut euch auf die die nächsten Surfgeschichten.

Von unserem schönen Apartment in Essaouira fiel uns der Abschied wirklich schwer. Zum Glück war es bereits neu vermietet, sonst wären wir vermutlich noch immer dort. Unser Weg führte uns weiter ins Landesinnere nach Tamanar, in das kleine Hotel „Les Tajines Bleus“. Dort wurden wir mit lautstark angefeuertem Live-Fußball, einer köstlichen Tajine – der Name ist Programm -, einem gemütlichen Wohnzimmer und am Morgen mit Frühstück samt selbstgekochter Marmelade verwöhnt.

Danach ging es zurück an die Küste, unser nächstes Ziel war Cap Ghir. Dort erwartete uns eine der unangenehmsten Unterkünfte unserer gesamten Reise durch Marokko. Im sogenannten Surfhotel wurden wir nur halbherzig begrüßt, von drei Waschbecken hatte nur eines einen Wasserhahn, das Zimmer roch modrig, die Vorhänge waren zerrissen – und das Frühstück stellte uns der Wirt zu nachtschlafender Zeit ungefragt auf die Terrasse. Als wir es schließlich essen wollten, war es kalt. Kein Ort zum Bleiben.

   

   

In Tamraght, einem touristischen Ort, der dennoch viel ursprünglichen Charme bewahrt hat, erlebten wir das genaue Gegenteil. Das Apartment und das gesamte Haus war makellos sauber, wunderschön eingerichtet und hatte sogar einen Backofen. Nachdem uns Eva ständig mit Bildern von Apfeltarte bombardiert hatte, wollte ich unbedingt einen Kuchen backen. Zutaten lassen sich in Marokko wunderbar portionsgenau kaufen, der Backofen war vorhanden, nur eine Backform fehlte. In meiner Verzweiflung fragte ich in der Pâtisserie gegenüber nach. Ohne zu zögern holte die freundliche Marokkanerin eine Form aus der Backstube und lieh sie mir. Die Form war leider zu klein für die gekaufte Menge an Zutaten – da wurden es eben drei statt einem Kuchen. Am nächsten Tag brachte ich sie inklusive eines letzten geretteten großen Stücks Kuchen zurück. So einfach geht das in Marokko.

Und wo wir gerade dabei sind: die Menschen in Marokko – ihre außergewöhnliche Freundlichkeit berührt uns immer wieder. Ob aus dem Auto, vom Pferdewagen oder vom Esel: ständig wird gegrüßt, gewunken, ein Daumen hoch aus dem offenen Fenster gestreckt. Bei der Ankunft in einem Hotel oder Riad setzt man uns zuerst aufs Sofa, serviert ein Kännchen Tee und erkundigt sich nach unserem Befinden. Sogar vorbeifahrende Autos halten an, um zu fragen, ob alles in Ordnung ist oder ob wir Hilfe brauchen. Ein anderer Fahrer stoppte, weil er selbst Radfahrer war und unbedingt ein Selfie mit uns machen wollte. Vielleicht sehen wir auch einfach ein bisschen seltsam und lustig aus.

   

Nach zwei Ruhetagen in Tamraght auf dem Surfbrett fuhren wir weiter nach Agadir. Da wir nur eine Strecke von 20 km hatten, checkten wir früh in einer kleinen Privatpension ein. Ein großes, schönes Zimmer erwartete uns. Vor unserem geplanten Treffen mit Mohamed machten wir uns noch auf den Weg und besichtigten mit Taxi und Seilbahn die nach dem Erdbeben wieder aufgebaute Burg oberhalb von Agadir. Der Ausblick war beeindruckend – die Burg selbst allerdings eher enttäuschend.

   

   

Und noch eine Beobachtung zum Thema Freundlichkeit: der Umgang mit streunenden Hunden und Katzen. Vorsorglich hatten wir uns beide mit einem Bambusstock „bewaffnet“, um uns vor möglicherweise aggressiven Hunden zu schützen. Doch das war absolut unnötig. Die marokkanischen Straßenhunde liegen friedlich in der Sonne und lassen sich von zwei vorbeifahrenden Radfahrenden nicht aus der Ruhe bringen. Diese Gelassenheit überrascht uns immer wieder und sie hängt sicher mit dem respektvollen Umgang der Menschen mit den Tieren zusammen. Es scheint selbstverständlich zu sein, ihnen Futter hinzustellen und sie freundlich zu behandeln. Diese Fürsorge spürt man überall und sieht man den Tieren auch an: Sie sind zwar oft etwas mager, wirken aber gepflegt und friedlich.

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Hier ein kleiner Überblick über unsere Strecke durch Marokko – damit ihr euch besser vorstellen könnt, wo wir unterwegs waren.

Einreise:       09.10.2025
Ausreise:      22.11.2025
Kilometer:   2.737 km

 

Nach neun Tagen – davon acht im Sattel – haben wir die nächsten tausend Kilometer geschafft. Allein gestern kamen 194 Kilometer auf den Tageszähler. In den ersten Tagen hatten wir noch mit Gegen- und Seitenwind zu kämpfen, doch inzwischen hat sich das Blatt gewendet: Der Wind steht nun günstig und trägt uns Richtung Süden.

Heute war es wieder soweit – das halbe Dutzend ist voll!

Irgendwie haben wir uns schon daran gewöhnt, die nächsten tausend Kilometer hinter uns gebracht zu haben. Und doch, sobald ich diesen Beitrag schreibe, wird mir wieder bewusst, wie viel das eigentlich ist. Es ist kein alltäglicher Moment – und genau das macht ihn so besonders.

129 Kilometer, unsere bisher längste Tagesetappe! Und ganz nebenbei haben wir auch noch die nächste Hundertermarke geknackt.

Nachdem wir in Rabat endlich wieder den Atlantik erreicht hatten, beschlossen wir, unserer Route entlang der Küste zu folgen und Marrakesch, die vierte Königsstadt, nicht zu besuchen. Ich habe Marrakesch vor vielen Jahren besucht und schwärme noch heute von der Aussicht auf den Djemaa el Fna, den mittelalterlichen Markt- und Henkersplatz, und von der Medina mit ihren verwinkelten Gassen, betrachtet vom Balkon unseres damaligen Zimmers im legendären Café des France. Diese Erinnerung möchte ich gerne so behalten, ungetrübt.

Von Rabat ging es weiter nach Mohammedia auf den Campingplatz L’Océan Bleu – endlich wieder im Zelt, mit dem Rauschen des Meeres in den Ohren. Am nächsten Tag erreichten wir früh Casablanca und besichtigten die beeindruckende Hassan-II.-Moschee, die bis zu 25.000 Gläubigen Platz bietet. Der Bau ist überwältigend, und unser deutschsprachiger Guide vermittelte nicht nur architektonische Details, sondern auch spannende Einblicke in den Islam und die religiöse Praxis.

   


Tags darauf fuhren wir weiter nach Azemmour, eine mittelgroße Stadt am Fluss Oum Er-Rbia. Unser Riad in der Medina war geschmackvoll eingerichtet und bot einen herrlichen Blick auf das Wasser. Wieder einmal zeigte sich, was uns unser Guide in Fès erklärt hatte: Nach außen hin schlicht, fast unscheinbar, offenbaren viele Häuser erst hinter ihren Türen wahre Pracht. Wie oft standen wir schon vor einer unscheinbaren Fassade, dachten an eine Stalltür und fanden uns dahinter dann in einem kleinen Juwel wieder.

Die nächste Etappe führte uns zu einem kleinen, liebevoll gepflegten Campingplatz hinter den Dünen, weitab von allem. Die Besitzer kümmerten sich mit spürbarer Hingabe um jeden Gast. Über El Bedouzza, Souira Kedima und Moulay Bouzerktoun erreichten wir schließlich Essaouira, unseren Standort für die kommenden vier Tage. Auf dem Weg dorthin passierten wir auch Safi, einen wichtigen Industriestandort Marokkos mit Chemiewerken, Kraftwerken und einem Tiefseehafen – ein starker Kontrast zu den wenig berührten Küstenabschnitten zuvor.

   

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Nach unserem Start in Tanger und einem Abstecher in die ländlichen Regionen erreichten wir nach fünf Tagen wieder die Zivilisation – die Stadt Fès 😀.

Hier prallen Tradition und Moderne aufeinander: Der Weg zur Medina führt über einen sechsspurigen, rund fünfzehn Kilometer langen Boulevard – besenrein, makellos gepflegt und gesäumt von modernen Bauten, Neubauvierteln und Einkaufszentren. Doch irgendwann biegen wir ab – hinaus aus dieser „brave new world“, hinein durch ein Tor in der alten Stadtmauer und schließlich durch das berühmte blaue Tor, das Bab Boujloud, mitten ins lebhafte Getümmel der Medina.

Mit unseren bepackten Rädern wird es in den engen Gassen gelegentlich etwas knapp. Zum Glück haben wir den oberen Eingang gewählt, denn es geht stellenweise steil bergab. Nach kurzem Suchen – und mit ein wenig freundlicher Unterstützung – finden wir schließlich unser Dar, eine traditionelle Unterkunft inmitten der Altstadt. Die Räder müssen noch durch die schmale Eingangstür und einen engen Gang, bis sie schließlich im kleinen Innenhof stehen – der gleichzeitig als Wohnzimmer dient.

Unser Zimmer liegt im Erdgeschoss: dunkel, leicht muffig, ein bisschen wie eine Zeitreise. Nach kurzer Diskussion bekommen wir jedoch ein kleineres Zimmer im zweiten Stock – deutlich luftiger und mit einem Hauch von Licht und Weite. Der Aufstieg über die steile, enge Treppe ist mit Gepäck zwar eine kleine Herausforderung, doch die Mühe lohnt sich. Oben erwartet uns eine Dachterrasse mit wunderbarem Blick über die Dächer der Medina – ein Ort, an dem man den Tag perfekt ausklingen lassen kann.

Für den nächsten Tag haben wir eine Führung durch die Medina gebucht. Unser Guide erweist sich als großartige Quelle für Geschichten und Details. So lernen wir etwa, dass viele Türen zwei Klopfer haben – mit unterschiedlichem Klang und auf unterschiedlicher Höhe: der untere, kleinere für Familienangehörige, der obere für Fremde. Beim vertrauten Klang des unteren können die Frauen des Hauses die Tür ohne Verschleierung öffnen. Auch die Postzustellung in der Medina folgt einem eigenen System: Briefe und Pakete werden nicht direkt an die Empfänger geliefert, sondern an einen beauftragten Nachbarn, der sich um die Verteilung kümmert.

Mitten in der Medina befindet sich außerdem laut Guinness-Buch die älteste Universität der Welt – die al-Qarawiyyin. Da sie zugleich eine Moschee ist, dürfen sie nur Muslime betreten. In Marokko ist der Zutritt zu Moscheen für Nichtmuslime grundsätzlich nicht gestattet, einzige Ausnahme ist die Hassan-II.-Moschee in Casablanca.

Nach zwei intensiven Tagen in Fès zieht es uns weiter nach Meknès, wo wir in einem wunderschönen Riad mitten in der Medina unterkommen. Der Innenhof ist größer, grün bepflanzt und erfüllt vom Zwitschern der Vögel – eine kleine Oase der Ruhe. Auch unser Zimmer ist geräumiger, die Treppen breiter, das Licht weicher. Im Vergleich zu Fès wirkt die Medina von Meknès ruhiger, entspannter, fast gelassen. Am zweiten Tag – einem Freitag – bleiben die meisten Geschäfte geschlossen, was die friedliche Atmosphäre noch verstärkt. Am Abend genießen wir ein herrliches marokkanisches Essen in einem traditionellen Restaurant – so gemütlich, dass man das Gefühl hat, im Wohnzimmer des Besitzers zu sitzen.

Nach zwei Nächten geht es weiter Richtung Küste, nach Rabat, der Hauptstadt Marokkos. Schon etwa 15 Kilometer vor der Stadt spürt man den Unterschied: Die Straßenränder sind makellos sauber, das Grün gepflegt, die Rasenstreifen akkurat getrimmt. Überall sind Menschen damit beschäftigt, zu bewässern, Blätter aufzusammeln, Bäume und Palmen zu stutzen oder Gehwege zu kehren. Sogar Radwege gibt es plötzlich! Ein krasser Gegensatz zu den ländlichen Regionen, durch die wir zuvor gefahren sind.

   

Um die weit auseinanderliegenden Sehenswürdigkeiten zu entdecken, gönnen wir uns eine Tour mit einem elektrischen Fahrradtaxi – ein ungewohntes, aber wunderbares Gefühl, sich einmal fahren zu lassen. Wir lehnen uns zurück, lassen die Stadt an uns vorbeiziehen und genießen einfach den Moment.

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