Bis zu unserer Reise waren wir fest davon überzeugt, Portugal sei Teil der Iberischen Halbinsel und fest mit Spanien verbunden. Doch weit gefehlt! Vor Ort stellten wir überrascht fest: Portugal ist in Wahrheit eine Insel. Ja, richtig gelesen – eine Insel, denn sowohl für die Ein- als auch die Ausreise mussten wir ein Boot beziehungsweise eine Fähre nehmen 🙂

Einreise im Norden per Taxiboot:

Ausreise im Süden per Fähre:

 

Hier ein kleiner Überblick über unsere Strecke durch Portugal – damit ihr euch besser vorstellen könnt, wo wir gerade unterwegs sind.

Einreise:      29.08.2025
Ausreise:     30.09.2025
Kilometer:  1.211 km

 

Nach unserem Aufenthalt in Lissabon führte uns der Weg nach Setúbal und endlich konnten wir wieder im Zelt übernachten. Nach mehr als einer Woche in Apartments, Hostels und Hotels sehnten wir uns nach unserem kleinen mobilen Zuhause und dem Gefühl, unter freiem Himmel zu schlafen.

In Costa de Santo André, einem kleinen Ort zwischen Lagune und Meer, erlebten wir einen Sonnenuntergang wie aus dem Bilderbuch. Am Strand war es angenehm ruhig, fast menschenleer, und wir genossen die Stille und das weiche Abendlicht.

Weiter ging es nach Vila Nova de Milfontes, wo wir auf einem hübschen Campingplatz direkt bei der Stadt übernachteten, und schließlich nach Aljezur, unserer letzten Zwischenstation vor Arrifana.

In Arrifana, einem bekannten Surf-Hotspot an der wilden Westküste, blieben wir zwei Tage in einem charmanten Surf-Hostel. Dort geschah ein wunderbarer Zufall: Auf der Straße liefen wir völlig unerwartet unseren Freunden Christiane und Armin über den Weg. Ein großartiger Strand, eine entspannte Atmosphäre und diese spontane Begegnung machten Arrifana für uns unvergesslich. Ein Waldbrand in der Nähe und gesperrte Straßen verlängerten unseren Aufenthalt um einen weiteren Tag – ein ungeplanter, aber willkommener Stopp.

Nach vielen Wochen erreichten wir schließlich Sagres und das nahegelegene Cabo de São Vicente, das sagenumwobene Fim do Mundo, das „Ende der Welt“. 24 Jahre nach unserem letzten Besuch war vieles verändert, doch der Praia do Beliche war noch immer so wunderschön wie damals. Von hier an fuhren wir zum ersten Mal Richtung Osten – ein neues Gefühl, die Sonne im Rücken.

Je weiter wir kamen, desto spürbarer wurde die touristische Prägung der Algarve: Unzählige Golfplätze, noch viel mehr Pauschalurlauber und mit ihnen auch deutlich gestiegene Preise, die fast das Niveau in Deutschland erreichten. Während früher vor allem Urlauber aus dem Vereinigten Königreich die Region prägten, schien sie nun fest in deutscher Hand.

In Lagos landeten wir auf einem Campingplatz, der alle bisher besuchten Plätze um Längen im negativen Sinne schlug: heruntergekommen, von skurrilen Dauercampern mit Sperrmüll-Sammelsurium bewohnt und mit einer Rezeption, die jedem signalisiert, dass neue Gäste eher unerwünscht sind. So schrecklich, dass es fast schon wieder sehenswert war. 😉

Deutlich besser aufgehoben fühlten wir uns danach in Armação de Pêra, wo wir auf einem schönen Campingplatz in Strandnähe unterkamen. Ein Highlight war eine Bootstour zu den berühmten Höhlen von Benagil und den umliegenden „Geheimstränden“, die längst keine Geheimtipps mehr sind. Dank der wortgewandten Guides wurde es dennoch zu einem kurzweiligen und sehr unterhaltsamen Erlebnis.

Nach zwei wohlverdienten Ruhetagen hieß es für uns wieder: Aufbruch Richtung Spanien! Eine Nacht in dem kleinen Küstenort Fuseta und danach in Monte Gordo die letzte Nacht und der letzte Campingplatz auf portugiesischem Boden. Am nächsten Morgen hieß es dann Abschied nehmen. Von Vila Real de Santo António aus setzen wir mit der Fähre nach Ayamonte in Spanien über.

Adeus Portugal und Bienvenido a España !

Bevor wir uns endgültig auf den Weg machten, versorgten wir uns mit einer Notration Pastéis de Nata – genug, um zumindest den ersten Tag zu überstehen.

Heute, nach genau drei Monaten auf Tour, haben wir die nächste Tausend-Kilometer-Marke erreicht. Kurz vor der spanischen Grenze und mit der Überfahrt nach Afrika fast in Sichtweite sprang der Zähler auf die neue Zahl.

Vielleicht habt ihr schon bemerkt, dass wir uns in Portugal etwas mehr Zeit genommen haben. Es hat uns gutgetan, Land und Leute in Ruhe zu erleben und die Eindrücke wirken zu lassen.

Bald aber heißt es Abschied nehmen: Europa und die EU liegen dann hinter uns, Marokko wird unser nächstes Ziel. Bleibt also gespannt – die Reise geht weiter!

Von Ferrel aus ging es weiter nach Ericeira, einem weiteren Surf-Hotspot. Durch die Nähe zu Lissabon war es hier allerdings deutlich voller. Die Zahl der im Wasser auf die perfekte Welle wartenden Surfer stieg gefühlt im gleichen Maß wie die der deutschsprachigen Urlauber – ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns in Lissabon erwarten sollte.

Zunächst aber stand Sintra auf dem Programm, etwas weiter im Landesinneren gelegen. Da die Sehenswürdigkeiten dort recht weit verstreut sind, nahmen wir uns für zwei Nächte eine schöne Suite. Am ersten Tag besuchten wir die Quinta da Regaleira, ein im späten 19. Jahrhundert von einem wohlhabenden Besitzer angelegtes Anwesen. Sehr pittoresk, mit altem Baumbestand und verwunschenen Wegen im Park. Die Hauptattraktion, der berühmte „invertierte Turm“, war allerdings gnadenlos überlaufen, sodass man die besondere Atmosphäre kaum genießen konnte. Trotzdem im Ganzen unbedingt sehenswert und empfehlenswert.

Am nächsten Tag folgte der Palácio Nacional da Pena. Schon von weitem wirkt er beeindruckend mit seinen leuchtend roten und gelben Fassaden. Auch der riesige Park mit uralten Mammutbäumen, Teichen und Bächen erinnert stellenweise eher an einen Urwald. Der Palast selbst jedoch erschien uns in eher mäßigem Zustand. Hinzu kamen die Massen an Besuchern, die in Blockabfertigung durch die Räume geschleust werden – wenig erbaulich, und am Ende ist man einfach froh, wieder draußen zu sein.

Nach diesen Erfahrungen waren wir schon auf einen noch größeren Besucheransturm in Lissabon eingestellt und wurden angenehm überrascht. Unsere Erwartungen bestätigten sich nicht: Trotz vieler Touristen ist Lissabon eine wunderschöne Stadt und absolut eine Reise wert. Allein die alten Straßenbahnen und das ständige Auf und Ab der Straßen machen den Reiz aus. Und dann gibt es immer wieder stille Oasen, wie etwa einen Platz mit drei riesigen Gummibäumen, deren gewaltige Stämme eher an Elefantenbeine erinnern als an Bäume.

Am 14.09. stand für uns ein Besuch des Palácio Nacional da Pena in Sintra, einer in vielerlei Hinsicht herausragenden Sehenwürdigkeit, auf dem Programm. Wir hatten den ersten noch verfügbaren Zeitslot gebucht, um 12 Uhr mittags. Zum Glück waren wir schon gegen halb elf am Eingang, denn wie sich herausstellte, durfte man den Palast nur im exakt gebuchten Zeitfenster betreten und der Andrang war enorm.

Während wir in der Schlange warteten, fiel mir plötzlich ein vertrautes Gesicht auf: Ana, eine frühere Kollegin, die gerade mit ihrem Mann ein verlängertes Wochenende in Lissabon verbrachte. Zufällig hatten auch sie den 12-Uhr-Slot gebucht, sodass wir uns gemeinsam durch die prachtvollen Gemäuer schieben lassen konnten. Ein schöner Zufall und eine willkommene Gelegenheit, ein wenig über unsere Reise und über die Firma zu plaudern.

Noch ein Wort zum Palast: Er ist in vielerlei Hinsicht herausragend – auf einer der höchsten Erhebungen gelegen, oft mit Neuschwanstein verglichen und zugleich so stark überlaufen, dass der Besuch leider kaum Freude bereitet.

Doch das sollte nicht der einzige überraschende Moment bleiben. Eine Woche später, auf dem Rückweg vom Strand in Arrifana an der Südwestküste, begegnete uns erneut ein bekanntes Paar. Nach zweimaligem Hinsehen war klar: Es waren tatsächlich Christiane und Armin, Freunde aus der MTB-Gruppe in Karlsruhe! Auch sie verbrachten gerade zwei Wochen Urlaub in Portugal – und wohnten, wie sich herausstellte, direkt gegenüber in einem benachbarten Guesthouse.

Diesen Zufall feierten wir standesgemäß mit einer guten Flasche Rotwein, frischen Reisegeschichten und alten Anekdoten. Wieder so eine Begegnung, die zeigt: Die Welt ist manchmal wirklich kleiner, als man denkt.

 

Nach Porto in Richtung Süden wird die Landschaft zunehmend flacher, die Strände breiter und die ersten Etappen des Eurovelo-1-Radweges beginnen. Meist ist er rot asphaltiert, verläuft parallel zur Straße und ist durch teilweise hohe Barrieren vom Verkehr getrennt. Allerdings endet er aber öfters unvermittelt und man fragt sich wo es eigentlich weitergeht.

 

 

Etwa 50 Kilometer führt die Route über eine Halbinsel entlang der Ria de Aveiro, einer lagunenartigen Wasserlandschaft, in der unter anderem Flamingos leben und mit etwas Glück auch zu sehen sind. Am Ende der Halbinsel setzt man per Fähre über in einen Ort, dessen bunte und farbenfrohe Häuser eher an Schweden als an Portugal erinnern.

 

 

Bei Palheiros da Tocha verbrachten wir die Nacht auf einem Campingplatz mit angeschlossenem Surfcamp und konnten dort zum ersten Mal die coole Surf-Community erleben. Über Figueira da Foz bewegten wir uns langsam Richtung Nazaré, das Surfern weltweit für seine legendären Wellen von bis zu 30 Metern Höhe bekannt ist. Solche Monsterwellen gibt es allerdings nur im Winter – laut Wellenvorhersage-App waren es bei uns „nur“ 2,5 Meter.

Danach zog es uns ein Stück ins Landesinnere, in den mittelalterlichen Ort Óbidos mit seiner gut erhaltenen Burganlage und Stadtmauer. Den Wehrgang kann man auf eigene Gefahr begehen: knapp ein Meter breit, ohne Geländer, und definitiv nichts für Menschen mit Höhenangst.

Zurück an der Küste landeten wir in Ferrel und mieteten wir uns für drei Tage ein Apartment. Einfach mal durchatmen und das ganz normale Leben genießen.

Beim Überqueren einer Grenze in ein neues, bisher unbekanntes Land vergleicht man unwillkürlich Eindrücke mit dem, was man von zuhause oder aus dem zuletzt bereisten Land kennt. Und so fiel uns in Portugal so einiges auf – manches charmant, manches… nennen wir es „gewöhnungsbedürftig“.

Als Radfahrende stellten wir schnell einen deutlichen Unterschied zu Spanien fest: Während die Autofahrenden dort eher defensiv und rücksichtsvoll unterwegs sind, gelten Radfahrende in Portugal offenbar eher als lästiges rollendes Hindernis, das den Verkehrsfluss behindert und möglichst schnell überholt werden muss. Minimaler Abstand ist kein Problem, soll das Hindernis doch weiter rechts fahren, da gibt es schliesslich noch Sträucher und anderes Gehölz, das im Notfall den Sturz abfedern könnte. Ausweichen oder gar Bremsen ist völlig unnötig und sorgt zudem für erhöhten Spritverbrauch und Abnutzung von Bremsbelägen und Reifen.

Ganz so schlimm ist es nicht, aber der Unterschied zu Spanien ist doch frappierend.

Erschwerend kommt hinzu, dass im Norden abseits der Hauptstraßen fast ausschließlich Kopfsteinpflaster liegt. Lediglich die großen Hauptstraßen sind geteert, der Rest mit für Radfahrende unangenehmem Kopfsteinpflaster belegt. Da kann man zwischen langsamer und  sehr unangenehmer Fahrt auf Nebenstraßen oder todesmutiger Fahrt in normaler Geschwindigkeit auf der Haupstraße wählen. Da sich nach spätestens drei Kilometern Kopfsteinpflaster zuverlässig schlechte Laune einstellt, haben wir uns oft für die Hauptstraße entschieden.

Erst weiter südlich gibt es die weitgehend schön ausgebaute Eurovelo-1-Atlantik-Küstenroute, die der Küste entlang führt und geteert ist. 🙂

Eine weitere Auffälligkeit ist die geänderte Kopfbewegung beim Grüßen. Nach wochenlang langwierig antrainiertem „Kopfhoch“-Grüßen in Spanien heißt es jetzt stattdessen wieder Kopfnicken. Abwechslung für die Nackenmuskeln tut gut, mal sehen welche Bewegungsinnovation als nächstes kommt.

Ein Dauerbrenner auf einer Radreise ist die Versorgung mit ausreichend Kalorien. In Portugal heißt die Antwort darauf „Pastel de Nata“. Diese kleinen Blätterteig-Bomben gibt es praktischer Weise an jeder Ecke, und sie liefern zuverlässig alles, was der Körper und vor allem die Seele braucht. Ohne tägliche Kilometer würden wir wahrscheinlich kugelrund nach Hause rollen.

Kommen wir zu einem sehr deutschen Thema, der Mülltrennung. Hier waren die südeuropäischen Länder ja lange Zeit eher zurückhaltend unterwegs, aber das hat sich grundlegend geändert. Bereits in Spanien hat sich das Gelb-, Grün-, Blau- und Schwarz-System (gelb – Verpackung, grün – Glas, blau – Papier und schwarz – Restmüll) als durchgehend etabliert gezeigt, in Portugal wird es definitiv zur Vollendung gebracht. Hier steht gefühlt an jeder Ecke ein Viererpack Mülleimer, die sowohl bei den Tüten als auch bei den Behältnissen selbst farblich codiert sind. Vermutlich wird das Farbsystem mittlerweile spätestens im Kindergarten vermittelt.

Auffällig war auch die hohe Zahl deutscher und anderer ausländischer Touristen. In Spanien hatten wir unterwegs und auf den Campingplätzen nur selten nichtspanische Autokennzeichen gesehen, doch kaum über die Grenze nahm der Anteil merklich zu. Bereits auf dem zweiten Campingplatz stießen wir dann auch gleich auf ein Wohnmobil mit Karlsruher Kennzeichen (Sabine und Ulf in Bilbao zählen nicht).

Am dritten Tag in Portugal erreichten wir schließlich die wunderschöne Stadt Porto. Dort gönnten wir uns zwei Tage Auszeit im Hotel und ließen die Atmosphäre auf uns wirken. Ein besonderes Highlight war der Besuch in einem Portweinkeller – selbstverständlich mit anschließender Verkostung.